Ich wurde 1959 in Duisburg geboren, zu einer Zeit, als in Deutschland die Kriegstraumata verdrängt wurden, der wirtschaftliche Fortschritt im Fokus stand und formale Bildung eine große Bedeutung hatte.
Ich durchlief Schule und universitäre Ausbildung (Medizinstudium) relativ mühelos, bemerkte aber neben meiner Abenteuerlust und geistigen Offenheit Elemente eines sprachlich schwer fassbaren Unglückes, die mich antrieben, mein eigenes Seelenleben und das meiner Mitmenschen feinfühliger zu erkunden. Hierbei haben mir meine tiefenpsychologische Psychotherapieausbildung, wesentliche Begegnungen und (Liebes-)Beziehungen sowie insbesondere auch die Beziehung zu meinen beiden Söhnen sehr geholfen. Zugleich fühlte ich mich bereits im Studium von einer Medizin enttäuscht, die auf dem Auswendiglernen von Detailwissen, einer Ignoranz gegenüber menschlichen Rhythmen und einer Vorherrschaft pharmakologischer und apparativ-technischer Interventionen beruhte. Nach etwa 10-jähriger Tätigkeit in psychiatrischen Kliniken entschloss ich mich, den institutionell geprägten Medizinbetrieb zu verlassen und wurde Professorin für Sozialpsychiatrie an einer Fachhochschule im Osten Deutschlands. Meine nunmehr etwa 30-jährige Tätigkeit an der Hochschule hat mich geistig sehr inspiriert, obgleich ich im Zuge der Pandemiemaßnahmen auch schmerzlich Engführungen im Wissenschaftsbetrieb realisieren musste, die für mich zuvor nicht so offensichtlich gewesen waren. Nachdem mein Forschungsinteresse bereits seit vielen Jahren u.a. auf Zeitforschung und zeitliche Abstimmungsprozesse sowie auf Kinder aus suchtbelasteten Familien gerichtet war, hat mich eine marte meo Supervisorinnenausbildung weiter dabei unterstützt, nonverbale Abstimmungsprozesse auch in herausfordernden Situationen wesentlich genauer wahrzunehmen und deren Bedeutung Studierenden der Sozialen Arbeit zu vermitteln.
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